Magisches Mirnatal

Istriens Lebensader 
im Hinterland Kroatiens entdecken

Kroatien insgesamt ein wunderschönes Reise- und Urlaubsland und zudem auch gut ohne Flieger, also mit dem Auto zu erreichen. 
Und eben auf dieser Anreise überqueren fast alle Reisende mindestens einmal auf Höhe der istrischen Autobahn über eine lange Brücke das Mirnatal. Auch uns ging es einige Male so.

Allein dieser phantastische Ausblick über das Mirnatal hat uns inspiriert die Lebensader Istriens einmal genauer zu erkunden und das Tal der Mirna von der Quelle bis zur Mündung zu bereisen.

Mit unserem CamperVan sind wir schließlich nicht nur für große und lange Strecken, sondern eben auch für kleine Straßen und Wege gut gerüstet. Das glaubten wir zumindest. Es sollte auf dieser Reise unter Beweis gestellt werden.

Ganze 7 Tage sind wir das Mirnatal auf und ab gefahren, um die schönsten Plätze, Ortschaften und Momente zu finden. Hier ist unser Bericht für alle Naturliebhaber und Liebhaber kulinarischer Genüsse und magischer Momente.

Wasser oder kein Wasser?
Zunächst die vielleicht wichtigste Frage wenn man die Mirna von der Quelle bis zur Mündung erfahren möchte: Führt der Fluss überhaupt Wasser oder ist er (weitgehend) ausgetrocknet?
Bereits bei unseren Vorbereitungen sind wir auf zahlreiche Berichte von Reisenden gestoßen, die die Mirna erwandert haben und Wasserfälle, ja sogar das Flussbett ohne Wasser erlebt haben.
Die Mirna trocknet über weite Strecken in den Sommermonaten aus und entwickelt sich nach intensiven Regenfällen schnell zum reißenden Strom. Genau die Magie dieser Wandlung erlebt man, wenn man zur richtigen Jahreszeit reist. Wir haben bewusst den Monat April gewählt.

Die Quelle bei Kotli und Hum

Hum ist übrigens ganz offiziell die kleinste Stadt der Welt mit wohl 28 Einwohnern, aber ansonsten nicht weiter spektakulär, außer einem kleinen Museum der Brennerei Aura.
Irgendwo hier in der Nähe von Hum im Kotlital entspringt die Mirna und wird in Kotli sichtbar, wenn sie flach über über die ersten Felsen gleitet. Kotli wird auch als Geisterstadt bezeichnet und das Mirnatal soll seinerzeit von Riesen geschaffen worden sein. Aber diese Geschichten lassen wir beiseite. Obwohl: Irgendetwas mystisches und magisches hat die Mirna bei Kotli schon, wenn sie sich bei einer alten Mühle ihren Weg bahnt.
Wir haben hier bei Kotli nur einen einzigen Menschen getroffen, der uns den Weg zeigte, denn unser Navi  konnte nicht mehr folgen und wir konnten es kaum glauben, dass es hier noch weiter geht.


Weg der sieben Wasserfälle

Wanderwege und Routen gibt es viele in dieser Region, aber der Weg der sieben Wasserfälle gilt als die Königsdisziplin. Wenn die Mirna viel Wasser führt ist er unpassierbar; wenn fast kein Wasser da ist, sind die Wasserfälle eher Reinfälle und man tröstet sich mit einer schönen Wanderung. 
Der Einstieg in die Mirnaschlucht wäre beinahe auch schon das Ende unserer Tour gewesen, denn die ergiebigen Wasserfälle vor einiger Zeit haben die Hängebrücke über die Mirna zerstört und teilweise weggespült. Mit einem Provisorium aus Steinen und Hölzern gelang dennoch die Überquerung. Die Kletterwege entlang der Wasserfälle sind einfach ausgeschildert und an steilen, kritischen Stellen gibt es eine Seilversicherung. So gelingt die ca. fünfstündige Tour und hinterlässt bleibende Eindrücke wildromantischer Naturgewalten.


Die Mirna bis zum Meer 

So fließt die Mirna teils stürmisch, teils ruhig und langsam, teils im natürlichen Verlauf und teils renaturiert über 50 Kilometer bis ins adriatische Meer. 
Man kann die Strecke größtenteils mit dem Wagen entlang der Straße begleiten und entdeckt dabei viele lohnenswerte Haltepunkte.

Auf so einer Tour kommt natürlich auch Hunger auf. Ein kulinarischer Stopp direkt an der Straße und an der Mirna bietet sich im „Old River“ an. Der Burger ist hier spektakulär.
Kulinarisch sind in dieser Region Istriens ansonsten natürlich Gerichte mit Wildspargel und Trüffel angesagt. Der Wildspargel wird im April gesucht und frisch geerntet und die weißen und schwarzen Trüffel kommen aus dem Mirnatal ebenfalls frisch auf den Tisch bzw. Teller. Dazu noch ein Istrischer Wein aus der Malvasitraube und das Sternegericht ist perfekt.


Herausragende Hügeldörfer 

Unübersehbar - die herausragenden und stolzen Hügeldörfer entlang der Mirna.
Auch wenn sie aus der Ferne im ersten Moment ähnlich wirken, sind sie doch sehr unterschiedlich in ihrer Ausprägung.
Wir haben drei der markanten Hügeldörfer besucht: Buzet, Motovun und Grožnjan.

Buzet - das Dorf, das eine Stadt ist

Unser Van schraubt sich auf immer enger werdenden Straßen hinauf zum Dorfkern. Die Kehren von bis zu 180% sind mit dem Wendekreis unseres Wagens nicht zu schaffen und es muss hin und her rangiert werden. Ein Zurück gibt es nicht mehr.
Im Dorf angekommen wenden wir in engen Gassen und fahren gleich wieder ein steiles Stück hinunter. Denn bei einsetzenden Regenfällen, womit jederzeit im April zu rechnen ist, sind die steil abfallenden Straßen unpassierbar.
Jetzt, so auch in den nächsten Bergdörfern, wählen wir den Aufstieg zu Fuß.
Als Belohnung gibt es in dem einzig geöffneten Restaurant in Buzet ein exzellentes Trüffelgericht bei einem grandiosen Ausblick über das Mirnatal.

Besuchenswert: Im unteren Teil des Dorfes befindet sich das Hauptwerk der Brennerei und Destillerie Aura - einer Marken-Brennerei, die in ganz Istrien, Kroatien und darüber hinaus bekannt ist. Wir wurden freundlichst empfangen und  konnten die Herstellung von Likören und insbesondere auch die Herstellung von Gin mit den verschiedenen Botanicals besichtigen. 


Motovun - dass Kultur und Genuss Dorf

Diesmal haben wir gleich den Fußweg die steilen Treppen hinauf ins Dorf gewählt, und dabei waren wir nicht alleine. Motovun ist bekannt und bezeichnet sich selbst gerne als das Zentrum der Hedonisten. Kunst, Kultur und Kulinarik spielen hier ganzjährig eine große Rolle. Auffällig: Man wird hier von Verkäufern in den kleinen Läden und in der Gastronomie äußerst freundlich und zuvorkommend bedient. In der Hochsaison, zum Beispiel zu den Filmfestspielen, ist hier sicher einiges los. Jetzt sind nur Wanderer und Radfahrer in ihren bunten Klamotten, denen kein Weg zu lang und steil ist, unterwegs.
Wir bevorzugen den Abstieg durch abgelegene Gassen von Motovun mit mittelalterlichen Eindrücken.

Grožnjan - das Künstlerdorf

Dieses mittelalterliche Dorf, ebenfalls auf einer beachtlichen Anhöhe gelegen, die teils auf Schotterstraßen hinauf führt, war schon fast ausgestorben, bis einige Künstler es für sich entdeckt haben. Erste Künstler und Lebenskünstler haben sich hier niedergelassen und die alten verlassenen Gemäuer wieder aufgebaut. Das Flair und der Ursprung dieser Zeit sind noch heute zu spüren. Wir besuchen den namhaften Künstler und Maler Marko Brajkovic, den wir bereits vor zwei Jahren kennen gelernt haben. Marko arbeitet hier in Grožnjan in seinem Atelier, betreibt in Basel in der Schweiz eine Galerie und stellt im gesamten Mittelmeerraum, vorwiegend an der Côte d’Azur
aus.


Die Mirna küsst das Meer

Nach all diesen Erfahrungen und Erlebnissen von der Quelle bei Kotli über das Mirnatal entlang der Hügeldörfer Buzet, Motovun und Grožnjan ergießt sich der immer langsamer werdenden Fluss in einem großen Delta bei Novigrad, einer kleinen ursprünglichen Fischerstadt ,die sich heute als moderne Touristendestination präsentiert, ins adriatische Meer.

Nicht irgendeinen Fluss, sondern die magische Mirna, die grüne Lebensader Istriens, so zu erleben; von der Quelle bis zur Mündung, ist wie das Leben spüren von Anfang bis zum Ende. Und dabei hat alles doch nur angefangen mit einer Überquerung der Mirna auf einer Autobahnbrücke auf der Durchreise. Der Fluss und seine Geschichten, die wir hier gar nicht erzählt haben sind unvergessen.

Vielleicht ist das die Magie der Mirna.